fbpx

Nach zehn Jahren ist Schluss: Kreisläuferin Michelle Chwalek tritt bei den Handballerinnen der SG
Bretzenheim künftig kürzer

Von Martin Imruck

MAINZ. Begonnen hat alles 2011 mit einer WG in Mainz. Dann das erste Kennenlernen, die erste Trainingseinheit, das erste Spiel, der erste Sieg. Als 18-Jährige kam Michelle Chwalek aus dem Saarland nach Bretzenheim, wo sie bei den Handballerinnen der SG ihr neues Zuhause fand.

Mittlerweile sind die “Ischn” für die 28-Jährige wie eine Familie. “Als ich damals hierher kam, hatte ich schon das leichte Gefühl, dass dies eine Verpflichtung auf Lebenszeit wird”, sagte sie mal bei einer  Vertragsverlängerung. Umso schwerer fällt nun der Abschied vom Drittliga-Team – “Chwalli” beendet ihre Laufbahn. “Mannschaft und der gesamte Verein danken dir für die letzten zehn Jahre, in denen du immer alles gegeben hast”, kommentierte die SG die Entscheidung des Ischn-Urgesteins.

Drei Trainingseinheiten pro Woche und ein kompletter Tag, der am Wochenende für die Spiele draufgeht, das kann die Kreisläuferin nicht mehr leisten. Durch ihren Job im Garten- und Landschaftsbau “haben sich die Prioritäten ganz einfach geändert”.

Ganz verloren geht Chwalek den Ischn dann aber doch nicht. “Irgendwann hat sie mir mal
versprochen, dass wir auf jeden Fall nochmal zusammen auflaufen werden”, erinnert sich Julia Veeck, Sportliche Leiterin der Ischn. Seit September 2020 sind sie und Chwalek verheiratet. Vor drei Jahren beendete Veeck bereits ihre Laufbahn in der Dritten Liga, spielt seitdem für die Zweite. Dort wird sie, sobald es Corona wieder zulässt, gemeinsam mit ihrer Partnerin zum Einsatz kommen. “Am liebsten hätte sie, glaube ich, ganz aufgehört, aber dann habe ich sie auf dem Versprechen festgenagelt”, erzählt Julia Veeck. Eine Nummer, aus der “Chwalli” nicht mehr raus kam, sagte sie doch mal: “Ich bleibe hier, solange die Knochen halten.”

Die Pandemie bedingte Spielpause bot der 28-Jährigen nun auch die Gelegenheit, endlich den Knorpelschaden und Riss im Meniskus behandeln zu lassen, mit dem sie sich schon länger rumgeplagt hatte. Die Knie-OP ist mittlerweile weitestgehend auskuriert, sodass die neue Saison wohl die auserwählte gemeinsame werden wird.

“Wenn, dann jetzt! Du wirst ja nicht jünger”, scherzte Chwalek als ihre Lebensgefährtin sie fragte, wann sie das Versprechen denn einlösen werde. Mindestens ein Jahr werden beide also weiter für die SG auflaufen. Als Rückraumspielerin war Chwalek einst nach Mainz gekommen, wurde vom damaligen Trainer Thomas Zeitz jedoch zur Kreisläuferin umfunktioniert, als sich ihre Mitbewohnerin Lara Leuckefeld verletzte.

Extrem wendig und kraftvoll in allen Aktionen

Ein Glücksgriff, wie sich schnell zeigte: Bereits im ersten Jahr wurde Michelle Chwalek
Torschützenkönigin in Liga drei, schaffte ein Jahr später mit den Ischn gar den Aufstieg in die Zweite Liga. Extrem wendig und kraftvoll in allen Aktionen am eigenen und gegnerischen Kreis, das zeichnet “Chwalli” aus. “Eine Bank in der Abwehr und egal, wo man sie anspielt, sie bekommt den Ball und verwandelt in ihrer typischen, unorthodoxen fallenden Art”, beschreiben die Teamkolleginnen ihre Mitspielerin.

Ganz müssen die Bretzenheimerinnen also nicht auf diese Qualitäten verzichten und sollte beim Drittligateam mal Not an der Frau sein, die 28-Jährige könnte wohl nicht widerstehen. Und so beginnt für Michelle Chwalek bei der SG Bretzenheim das nächste Kapitel. Immer mit 100 Prozent versteht sich, wie es sich für ein echtes Urgestein eben gehört.